Insgesamt 15 Auszubildende aus Baden-Württemberg hatten im vergangenen Jahr die Chance, im Rahmen des Projekts Go.for.Europe, ein vierwöchiges Auslandspraktikum in England bzw. Italien zu absolvieren. Der Mechatroniker Hannes Müller von der Kißlegger Firma MBK, konnte sich gegen die zahlreichen Mitbewerber durchsetzen und durfte vom 12. Oktober bis 8. November 2014 wertvolle Auslandserfahrung in England sammeln.
Im April letzten Jahres fand MBK Junior-Chef Mario Pfender das Anschreiben des Unternehmensverband Südwest e.V in seinem morgendlichen Poststapel. „Es war ein Informationsschreiben“, erinnert sich Pfender, „das über das sogenannte Go.for.Europe Projekt informierte. Es wurden volljährige, motivierte Auszubildende im Bereich Metall- und Elektroindustrie gesucht, die für vier Wochen internationale Erfahrung in einem ausländischen Betrieb sammeln wollten. Ich fand die Idee spontan sehr ansprechend und leitete die Information direkt an Thomas Kohnle weiter.“ Thomas Kohnle ist seit 2007 Ausbildungsleiter der Firma MBK. „Auch ich fand das Projekt sehr überzeugend“, ergänzt Kohnle, „so etwas gab es bis dato noch nicht und speziell im Hinblick auf zukünftige Montage-Tätigkeiten unserer Auszubildenden bzw. späteren Angestellten, fand ich die Möglichkeit toll, wertvolle Auslandserfahrung zu sammeln. Mit unserem Azubi Hannes Müller hatten wir auch schnell einen geeigneten und motivierten Teilnehmer gefunden, der schließlich auch souverän das Auswahlverfahren für sich entscheiden konnte“, berichtet Kohnle nicht ohne Stolz.
„Ich konnte meine hier gewonnenen Kenntnisse, direkt in England einsetzen“
Hannes Müller muss schmunzeln, wenn er an die ersten Tage seines Englandaufenthalts zurückdenkt. „Die erste Zeit war schon ein kleiner Kulturschock für mich“, erinnert sich der heute 21-jährige. „Und natürlich war ich ziemlich aufgeregt“, gibt der Mechatroniker offen zu. „Es war meine erste Flugreise, ich kannte meine Gastfamilie noch nicht und mein letzter Englischunterricht war auch schon eine Weile her“, erzählt Hannes Müller über die kleinen Ängste im Vorfeld der Reise. Doch die meisten seiner Sorgen blieben unbegründet. „Meine Gastfamilie, ein älteres Ehepaar, war sehr nett und der Weg zu meinem Gastbetrieb, der Firma Valeport, einem namhaften Hersteller ozeanographischer Messinstrumente in Torquay, war auch nicht weit“, erzählt Müller heute. Nach einer Woche Sprachunterricht und Eingewöhnungszeit, konnte er, mit seinem gesammelten Wissen, direkt in den Betriebsalltag einsteigen. „Ich war ja bereits im vierten Lehrjahr und nach einer kurzen Einarbeitung konnte ich meine in Deutschland gewonnenen Kenntnisse, direkt im Betrieb einsetzen“, berichtet Müller. Vor ihm liegt, durch eine Folie geschützt, sein Teilnehmerzertifikat, der sogenannte Europass-Mobilitätsnachweis. „Es war insgesamt eine tolle Erfahrung“, fasst Hannes Müller den vierwöchigen Aufenthalt zusammen. „Ich musste für einige Zeit meine gewohnte Komfortzone verlassen, konnte meine Sprachkenntnisse verbessern und sammelte viele schöne Erlebnisse vor Ort, die ich auf keinen Fall missen möchte.“
Unternehmen müssen heute Anreize schaffen
„Heute müssen wir uns als Unternehmer auch zunehmend etwas einfallen lassen, um gute Azubis zu finden und sie bei uns zu halten“, ergänzt Mario Pfender die Berichte seines ehemaligen Azubis. Die Firma MBK kam für die Kosten des Aufenthalts auf, legte für Hannes ein gutes Wort bei den Berufsschullehrern ein – schließlich war Prüfungszeit und ein vierwöchiges Fehlen nicht alltäglich. Derzeit befinden sich vier Auszubildende zum Industriemechaniker, zwei Auszubildende zum Mechatroniker, sowie eine Kauffrau für Büromanagement im Ausbildungsverhältnis mit der Firma MBK. Auch schnuppern regelmäßig Praktikanten in den Berufsalltag bei MBK. „Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten, und wer uns überzeugt, braucht sich auch über eine spätere Übernahme in ein Arbeitsverhältnis keine Gedanken zu machen“, unterstreicht Junior-Chef Mario Pfender. Auch Hannes Müller hat seine Ausbildung erfolgreich bestanden. Er wird der Firma noch ein Jahr erhalten bleiben und sich dann zum Techniker weiterbilden lassen.