Neue LEADER Geschäftsstelle in Kißlegg

Geschäftsführerin Maria Schädle (links) und ihre Mitarbeiterin Debora Kaiser sind seit 1. September 2015 die neuen Ansprechpartner für das LEADER Projekt.

Seit 1. September ist wieder Leben in die ehemalige Poststelle im Erdgeschoss des Kißlegger Rathauses eingekehrt. Das große, lichtdurchflutete Büro mit Blick auf den Rathausplatz ist der neue Arbeitsplatz von Maria Schädle und ihrer Mitarbeiterin Debora Kaiser. In der hier neu-eingerichteten Geschäftsstelle, werden die beiden Frauen in den kommenden fünf Jahren das sogenannte LEADER Projekt betreuen und der Bevölkerung sowie künftigen Projektträgern als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

„Wir sind gerade dabei unsere neuen Büromöbel zu bestellen“, entschuldigt Geschäftsführerin Maria Schädle lachend das Provisorium aus zusammengewürfelten Stühlen und Tischen bei der herzlichen Begrüßung in der neuen Geschäftsstelle. Auf ihrem Arbeitstisch stapeln sich Papiere und Akten, das Telefon blinkt munter vor sich hin – doch die 29-Jährige macht den Eindruck, Herrin der Lage zu sein. Sie hat Geographie mit den Schwerpunkten Standortentwicklung und Regionalmanagement studiert und war einige Jahre als Projektleiterin in der Stabstelle der Wirtschaftsförderung des Landkreises Konstanz tätig. Sie kann es immer noch nicht ganz fassen, dass sie vor ein paar Wochen zur Geschäftsführerin der LEADER Region Württembergisches Allgäu ernannt wurde. „Es ist schon eine große Ehre, für meine Heimat arbeiten zu dürfen“, beginnt sie das Gespräch. „Schon während meines Studiums hat mich das Thema Regionalentwicklung begeistert. Dass ich meine Qualifikation und alles Gelernte nun tatsächlich auch praktisch anwenden kann, ist wirklich ein Traum“, schwärmt die gebürtige Leutkircherin von ihrer neuen Tätigkeit.

Dabei waren die letzten Tage und Wochen alles andere als ein Zuckerschlecken

Es musste wahrlich Aufbauarbeit geleistet werden, die Kißlegger Geschäftsstelle neu eingerichtet und viele Schulungen und Informationsveranstaltungen weit verstreut in Deutschland besucht werden. „Von der Büroklammer bis zur Versicherung von mir und meiner Mitarbeiterin Debora Kaiser mussten die Dinge geregelt und geklärt werden. Da blieb kaum Zeit für die eigentliche Projektarbeit“, erzählt Schädle von den ersten Wochen. „Die ersten neugierigen Anrufe interessierter Projektträger erreichten mich bereits an meinem ersten Arbeitstag“, erinnert sie sich zurück. „Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht mal einen Stift in der Hand, geschweige denn all die Formulare und Informationen, die man für einen Projektantrag benötigt“, erzählt sie schmunzelnd. Nun stößt auch die Stellvertretende Geschäftsführerin Debora Kaiser zum Gespräch mit dazu. Die 32-jährige Diplom-Betriebswirtin aus Haidgau unterstützt seit 15. September die Arbeiten in der Geschäftsstelle. Sie kümmert sich vorrangig um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, assistiert der Geschäftsführung und wird künftig speziell für das Monitoring der einzelnen Projekte zuständig sein. Die Mutter zweier Kinder war zuvor sechs Jahre in der Kommunalverwaltung im Bereich Projektentwicklung tätig. Die beiden Frauen wirken nach der kurzen Zeit bereits wie ein eingespieltes Team. In den letzten Wochen haben sie sich gemeinsam durch den Dschungel an Richtlinien und Paragrafen gekämpft und können nun, kurz vor Weihnachten, mit dem ersten Projektaufruf starten.

Förderzuschlag für die bestplatzierten Projekte

„Es sind jährlich circa zwei Projektaufrufe geplant, die thematisch bestimmt werden“, erklärt Debora Kaiser den genauen Ablauf. „Wir geben bei jedem Aufruf bekannt, wie viel Geld für die jeweilige Projektrunde zur Verfügung steht und welche der fünf Handlungsfelder (Wirtschaft, Kultur, Freizeit, Klima und Bürger) aufgerufen werden. Danach haben Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Vereine acht Wochen Zeit, sich zu bewerben. Nach dem Stichtag ist es dann weiter unsere Aufgabe zu klären, inwieweit die jeweiligen Anträge förderfähig sind, d.h. inwieweit sie mit unseren Modulen und dem Strategiepapier übereinstimmen. Das passiert natürlich nicht willkürlich, sondern mittels einer Bewertungsmatrix, die auch die jeweiligen Projektträger von uns zur Orientierung erhalten“, erklärt Kaiser. „Die förderfähigen Anträge werden“, so Kaiser weiter, „daraufhin dem LEADER-Steuerungskreis präsentiert. Die rund 30 Vertreter aus den Bereichen Bürgertum, Freizeit und Tourismus, Kultur, Klima und Wirtschaft bewerten dann, anhand dieser Matrix, inwiefern die einzelnen Projekte förderwürdig sind und vergeben Punkte. So ergibt sich letztendlich ein Ranking, bei dem, je nach Verfügbarkeit der finanziellen Mittel, die bestplatzierten Projekte den Förderzuschlag erhalten.“

„Das klingt jetzt vermutlich für Außenstehende erst einmal sehr kompliziert“, ergänzt Maria Schädle die Ausführungen ihrer Mitarbeiterin. „Aber aus genau diesem Grund gibt es uns und die Geschäftsstelle: unsere Aufgabe ist es, potentielle Antragssteller zu beraten und Projektbewerber bei dem Bewerbungsverfahren zu unterstützen“, so Schädle weiter. Natürlich gehört auch eine Portion Eigeninitiative der Antragssteller dazu, eine strukturierte Projektidee mit definiertem Projektziel und –zweck, sowie ein plausibler Kosten-, Finanz-, und Zeitplan. „Aber das ist keine unlösbare Mammutaufgabe, sondern gibt uns allen einen recht hilfreichen Handlungsrahmen vor, der wie eine Art Businessplan, das gesamte Projekt umreißt“, so Schädle pragmatisch.

LEADER lebt von der Beteiligung der Bürger

„Das LEADER Programm ist schließlich ein Mitmachprogramm, es lebt von der Beteiligung der Bürger“, fährt Schädle fort. „Speziell private Projekte sind willkommen, schließlich soll unsere Region von innen heraus gestärkt werden“, hebt sie nochmals den sogenannten Bottom-Up Ansatz hervor. „Jeder kann mitmachen und den Förderzeitraum nutzen, die Region Württembergisches Allgäu nachhaltig mitzugestalten. „ Jeder, der eine Idee für einen Beitrag zur Stärkung der Region hat, kann sich jederzeit gerne an uns wenden. Auch auf unserer Homepage kann man ausführlich die Informationen abrufen und die nötigen Formulare herunterladen“ ergänzt Debora Kaiser. „Aber natürlich kommen wir auch gerne direkt zu den Leuten, schauen uns die Projekte vor Ort an und geben Tipps, wie eine Bewerbung gelingen kann“, so Schädle. „Durch die Bewilligung des LEADER Förderprogramms für unsere Region wurde ein erster wichtiger Meilenstein gesetzt. Nun freuen wir uns, dass es jetzt richtig losgeht und sind gespannt auf die vielen kreativen und nachhaltigen Projektideen für unsere Region“, so die Geschäftsführerin abschließend.

Das sogenannte LEADER Programm wurde 1991 von der Europäischen Union in Kooperation mit den Bundesländern initiiert. Ziel des Programms ist es, die Stärken einer ländlichen Region optimal zu nutzen und weiter auszubauen. Für die momentane LEADER-Förderperiode 2014-2020 wurde im Vorfeld ein Wettbewerb ausgelobt, an welchem die Region „Württembergisches Allgäu“, bestehend aus 13 Kommunen (darunter auch Kißlegg), teilnahm. In zahlreichen Workshops und Arbeitsgruppen mit engagierten Bürgern, Interessensvertreter aus Wirtschaft und Verwaltung sowie der regionalen Politik, wurde in Zusammenarbeit mit der Firma „neuland+“ ein überzeugendes Regionales Entwicklungskonzept erarbeitet, welches der Region den Zuschlag für die aktuelle LEADER-Förderperiode sicherte. Der Fokus der LEADER-Förderung des Württembergischen Allgäus liegt insbesondere auf Vorhaben, die die Innovations- und Wirtschaftskraft in der Region, die interkommunale Zusammenarbeit und den Tourismus stärken, sowie auf Maßnahmen, die der Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und dem Erhalten und der Inwertsetzung des ländlichen Erbes dienen. Darüber hinaus sollen Antworten auf aktuelle Herausforderungen, wie etwa den demografischen Wandel, Klimawandel oder den Ressourcenschutz entwickelt und erprobt werden.