Jahresinterview mit dem Leiter der Kißlegger Bauverwaltung

Manfred Rommel, Leiter der Bauverwaltung Kißlegg

Der Beginn eines neuen Jahres ist auch immer eine gute Gelegenheit, auf die vergangenen Monate zurückzublicken. Nach dem Jahresinterview mit Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher, haben wir uns mit dem Leiter der Kißlegger Bauverwaltung Manfred Rommel zusammengesetzt und über die Bautätigkeiten der Gemeinde in 2015 gesprochen und ihn um einen Ausblick auf die kommenden Bauprojekte in 2016 gebeten. Soviel steht fest: Auch 2016 wird, aus Sicht des Kißlegger Bauamtes, ein spannendes und arbeitsintensives Jahr!

Herr Rommel, lassen Sie uns zu Beginn eine kurze Bilanz über das zurückliegende Jahr 2015 ziehen. Wie würden Sie das Jahr aus Sicht der Bauverwaltung beurteilen?

Manfred Rommel: Definitiv würde ich 2015 als sehr arbeitsintensiv bezeichnen. Im letzten Jahr hatten wir sehr viele Baustellen und Projekte zu stemmen. Insgesamt haben wir über vier Millionen Euro ausgegeben – was eine stolze Summe ist, wenn man bedenkt, dass wir in der Bauverwaltung mit nur 3 ½ Stellen und einer Sekretärin arbeiten. Daher gilt an dieser Stelle mein Dank den Kollegen in der Bauverwaltung und im Bauhof, die das alles in den letzten Monaten mitgetragen haben.

Geben Sie uns Laien einen kleinen Einblick hinter die Kulissen. Welche einzelnen Arbeitsschritte verbergen sich hinter so einem Bauprojekt?

Manfred Rommel: Wir unterscheiden hier zwei Fälle: zum einen die Fremdvergabe, zum anderen die hausinterne Vergabe, also die Durchführung in Eigenregie. Bei letzterer haben wir quasi die Aufgaben der Bauleitung und des Bauherren inne, planen das Projekt, erledigen die Ausschreibungen und vergeben die Aufträge an die einzelnen Handwerker und Dienstleister. Als Bauherren sind wir mindestens zweimal in der Woche vor Ort auf den Baustellen, treffen teilweise Entscheidungen in Fällen, die der Planer nicht bis ins Detail durchkalkuliert hat, greifen notfalls ein, wenn etwas aus dem Ruder läuft und achten natürlich generell darauf, dass mögliche Baufehler vermieden werden und die Arbeiten in dem, von uns angesetzten Kostenrahmen, bleiben. Bei einer Fremdvergabe müssen wir natürlich auch zunächst das Projekt ausschreiben und an eine geeignete Firma vergeben.

Was waren die großen Projekte in 2015?

Manfred Rommel: Der größte finanzielle Brocken war mit Sicherheit die Erweiterung des Schulzentrums. 2015 haben wir hierfür rund zwei Millionen Euro verbaut. Im September, pünktlich zum neuen Schuljahr, konnte der Anbau eröffnet werden. Wir sprechen von 1.100 Quadratmetern zusätzlicher Nutzfläche, von vier naturwissenschaftlichen Klassenzimmern, zwei Küchen und zwei Klassenzimmer für Textiles Werken. Bei diesem Projekt sind wir komplett im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen geblieben, was bei solchen Summen nicht selbstverständlich ist. Vor allem müssen wir natürlich mit den Arbeiten auf den laufenden Schulbetrieb Rücksicht nehmen und nutzen speziell die Ferien für Bautätigkeiten im Bestand. Bis 2018 werden sich die Arbeiten im Altbau noch hinziehen, hierzu zählt u.a. das Thema Brandschutz, der Bau neuer technischer und sanitärer Einheiten sowie eines neuen Lehrerzimmers.

Das zweite recht kosten- und zeitintensive Projekt waren die Kreuzungsmaßnahmen im Zuge der Bahnelektrifizierung. Zwei Gemeindeverbindungsstraßen, die bislang über die Bahnlinien führten, mussten beseitigt werden. In diesem Fall sind wir von der Bahn in die Rolle der Bauherren verdammt worden und haben im vergangenen Jahr rund 480.000 Euro verbaut. Bis auf den Standort Emmelhofen haben wir dieses Projekt zum Glück fast vollständig abschließen können. Was uns hier einfach als schaler Nachgeschmack zurückbleibt, ist die leidige Diskussion bzgl. der Kostenförderung durch das Land. Ich verstehe bis heute noch nicht, warum wir uns als Gemeinde finanziell an einer überregionalen Infrastrukturmaßnahme beteiligen müssen. Das Geld hätten wir gut für unsere allgemeinen Straßenbaumaßnahmen gebrauchen können.

Zeitintensiv war im letzten Jahr auch das Thema Kläranlage. Unsere beiden Kläranlagen an den Standorten Dürren und Zaisenhofen sollen natürlich so optimal wie möglich fahren und wir benötigen viel Energie um eine gute Reinigungsleistung zu erzielen. Daher ist unser oberstes Ziel Energie einzusparen bzw. unsere Kläranlage dank Biogas in einen Energielieferanten umzuwandeln. Hier liefert unsere solare Klärschlammtrocknung einen wertvollen Beitrag. Früher kostete uns allein die Entsorgung des Klärschlamms jährlich rund 160.000 Euro.

Kommen wir zu den klassischen Bereichen Straßenbau und Baugebiete. Was hat sich hier in 2015 getan?

Manfred Rommel: Insgesamt haben wir 2015 rund 390.000 Euro für den Straßenbau ausgegeben. Hierunter fiel die Strecke bei Haslach, die wir leider in zwei Arbeitsschritte aufteilen mussten, die Erneuerung der Strecke Röthsee – Rahmhaus sowie die Erneuerung der Straßenanschlüsse entlang der Emmelhofer Straße. Beim Thema Baugebiete hat sich in den letzten Jahren viel gewandelt. Früher war die Erschließung neuer Baugebiete tatsächlich eine unserer klassischen Hauptaufgaben. Heute läuft der Bereich auf Grund der Fülle an anderen Projekten fast nebenher. 2015 haben wir zwölf neue Bauplätze im Baugebiet Waltershofen Ost erschlossen und hierfür rund 350.000 Euro ausgegeben.

Was waren die weniger glücklichen Momente in 2015 aus Sicht der Bauverwaltung?

Manfred Rommel: Der Besuch von Verkehrsminister Hermann im Februar 2015 war sicher einer der weniger erfreulichen Momente. In nur wenigen Sekunden platzte der Traum der Ortsumfahrung, wie wir sie uns als Gemeinde bislang vorstellten. Uns blieb in dem Moment schlicht nichts anderes übrig, als uns mit dieser Aussage zu arrangieren und eine einigermaßen befriedigende Kompromisslösung zu finden. Wir sprechen nun nicht mehr von der Ortsumfahrung sondern von der sogenannten Bahnübergangsbeseitigungsmaßnahme. Bis 2020 muss die Elektrifizierung der Bahn umgesetzt sein und wir brauchen nun zeitnah eine Lösung, sonst stehen wir zukünftig vor einem geschlossenen Bahnübergang mit unzumutbar langen Wartezeiten.

Blicken wir auf das neue Jahr. Welche größeren Projekte und Aufgaben zeichnen sich bereits heute ab?

Manfred Rommel: 2016 wird uns sicher das Flüchtlingsthema weiter begleiten. Die Frage, wie wir Wohnraum für die sogenannte Anschlussunterbringung schaffen, wird uns, denke ich, umfassend beschäftigen. Ansonsten werden wir die Eisenbahnbrücke bei Freibolz erneuern, weitere Baumaßnahmen am Schulzentrum tätigen und das Baugebiet Becherhalde II für geschätzte 3,7 Millionen Euro erschließen. Alles in allem wartet also wieder ein recht spannendes und arbeitsreiches Jahr auf uns!

 

 

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