Deutsch-Italienische Gesellschaft: Fontanellato ist wie eine zweite Heimat für uns

Mein Kißlegg: Alois Weiler und Ulrich Flechner / Deutsch-Italienische Gesellschaft Kißlegg

Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Kißlegg feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen im Rahmen eines ausgiebigen Festwochenendes. Eine tolle Gelegenheit, um sich mit den beiden Vorsitzenden zu einem Gespräch zu treffen. Als Treffpunkt wurde die üppig bepflanzte Dachterrasse in der Jägerstraße 1 gewählt – quasi die Vereinszentrale der beiden, die nicht nur im Vorstand ein eingespieltes Team sind, sondern sich auch als unmittelbare Nachbarn blendend verstehen.

Herr Weiler, das Jubiläum der Deutsch-Italienischen Gesellschaft steht kurz bevor. Auf was dürfen sich die Mitglieder und Besucher freuen, wie lange sitzen Sie schon an den Planungen?

Alois Weiler: Seit vergangenem Herbst sind wir am Planen und Organisieren. Leider hat es mit unserem Fördermittelantrag bei der EU nicht geklappt – hier gibt es einen extra Fördertopf für Partnerschaften und den innereuropäischen Austausch – aber dennoch dürfen sich die Besucher und Gäste auf ein tolles Programm freuen. Am Freitag, den 23. September, werden 81 Italiener aus Fontanellato sowie eine kleine französische Delegation aus Le Pouliguen anreisen. Am Abend gibt es dann einen offiziellen Empfang in der Mensa mit einem Konzert der Musikkapelle Fontanellato, einigen Grußworten sowie einer Ansprache des Europaabgeordneten Norbert Lins. Den Samstag werden wir für einen gemeinsamen Ausflug nach Bad Waldsee nutzen und abends findet der Jubiläumsabend in der Mensa mit Grußworten, Ehrungen und einem musikalischen Rahmenprogramm der Musikkapelle Kißlegg statt. Am Sonntag nehmen wir gemeinsam am Kirchenpatrozinium teil und laden im Anschluss zum gemeinsamen Frühschoppen mit musikalischer Begleitung der Musikkapelle Fontanellato. Gegen 13:30 Uhr werden unsere italienischen Freunde dann wieder in Richtung Heimat aufbrechen.

Erzählen Sie uns bitte kurz von sich. Wie lange leben Sie bereits in Kißlegg und wie kamen Sie zur Deutsch-Italienischen Gesellschaft?

Alois Weiler: Ich bin in der Nachbarschaft zu Kißlegg, in Rötenbach, geboren und aufgewachsen und bin ein Vereinsmensch durch und durch. Ich war lange bei der Landjugend, wechselte dann in den Musikverein und war dort u.a. als Dirigent und über zwölf Jahre als Vorsitzender tätig. Vor meiner Zeit in Kißlegg habe ich in Rötenbach noch die Blutreitergemeinschaft gegründet – ich bin einfach ein Mensch, der etwas tun will und aktiv mitwirken möchte. Und das geht am besten über einen Verein. Nach Kißlegg kam ich dann 2008 der Liebe wegen und meiner Frau habe ich es letztendlich auch zu verdanken, dass ich irgendwann meinen Nachbarn Uli wegen der Deutsch-Italienischen Gesellschaft angesprochen habe.

Ulrich Flechner: Ich war damals bereits Stellvertreter bei der DIG und wir suchten händeringend nach einem neuen ersten Vorsitzenden. Ich war froh, als Alois kam. Er war für unsere Gruppe ein richtiges Zugpferd und unsere Arbeit konnte wieder Fahrt aufnehmen.

Alois Weiler: Ich war damals bereits ein großer Italienfan, daher hatte das auch thematisch gut gepasst. Anfang April 2008 bin ich dann zum Vorsitzenden gewählt worden.

Herr Flechner, wie war das bei Ihnen? Sind Sie gebürtiger Kißlegger?

Uli Flechner: Nein, ich stamme ursprünglich aus Wangen und bin 1980 nach Kißlegg gekommen. Ich war als Hausmeister an der Realschule tätig. Am 11. Juni 1991 wurde die Deutsch-Italienische Gesellschaft durch den damaligen Bürgermeister Endres gegründet, und ein Jahr später wurde ein neuer Vorstand gewählt. Ich habe mich damals noch als Beisitzer aufstellen lassen. An und für sich hatte ich zuvor keinerlei Verbindung zu Italien, aber das Land hat mich prinzipiell gereizt und so habe ich über die Jahre das Land, und speziell Fontanellato, kennen und lieben gelernt.

Was fasziniert Sie beide so sehr an Fontanellato? Was genau macht der Reiz für Sie aus?

Alois Weiler: Das erste Mal reiste ich nach Fontanellato im Rahmen einer Klausurtagung unseres Vorstands. Ich war sofort beeindruckt von den Bauwerken, der gesamten Ortskulisse, den vielen kleinen Cafés. Ich übernachtete damals bei einer Arztfamilie und bis heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an die Herzlichkeit meiner Gastfamilie zurückdenke. Beim Abschied, ich wollte gerade meinen Zimmerschlüssel an das Ehepaar zurückgeben, drückte mir die Frau den Schlüssel bestimmt mit den Worten in die Hand: „Den können Sie behalten. Sie können kommen wann immer Sie wollen. Sie sind bei uns immer herzlich willkommen.“ Das sind Momente, die vergisst man nicht so schnell im Leben.

Ulrich Flechner: Ich kenne Fontanellato bereits seit 1991 und natürlich hat sich vieles verändert. Was sich zum Glück nicht geändert hat, ist die Lockerheit der Menschen und das gesamte Flair der Stadt. Man kommt da hin, sitzt in einem der kleinen Straßencafés bis weit nach 23 Uhr und genießt einfach die Wärme, den ganzen Moment. Auch das Essen vor Ort ist ein Genuss. Und Fontanellato liegt sehr günstig: es ist nicht weit in die Berge, es gibt viele alte Schlösser und Burgen zu besichtigen oder man verbringt den Tag einfach am See.

Alois Weiler: Fontanellato ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Ich habe die Stadt immer im Hinterkopf. Wenn es mich in eine andere Ecke Italiens verschlägt, plane ich die Rückfahrt immer über Fontanellato mit ein. Dort wird angehalten, wir trinken einen Vino Frizzante, essen Pizza und dann geht’s weiter nach Deutschland.

Wer jetzt bei diesen Erzählungen Fernweh bekommen hat: Gibt es noch etwas, das Sie uns zu Ihrem Verein erzählen wollen, bzw. wie können Interessierte und Italienfreunde am besten mit Ihnen in Kontakt treten?

Alois Weiler: Wir freuen uns immer über Neumitglieder, und nur keine Scheu: wir setzen nicht voraus, dass jemand fließend Italienisch spricht oder sonstige Fähigkeiten mitbringt (lacht). Wir suchen nach Menschen, die bei uns aktiv mitwirken und uns, bei unseren zahlreichen Festen und Aktivitäten, unter die Arme greifen möchten. Menschen, die Lust am Austausch und an Gesprächen haben und Italien und seine Menschen näher kennenlernen möchten. Mein Aufruf geht aber auch an alle Kißlegger Vereine und Gruppen: Fontanellato liegt nur 460 Kilometer von Kißlegg entfernt, und es wäre schön, wenn wir einen regeren Austausch auch mit unseren Vereinen auf die Beine stellen könnten. Im letzten Jahr war beispielsweise unser Fanfarenzug vor Ort. Die waren so begeistert, die würden sofort wieder hinfahren.

Ulrich Flechner: Interessenten treten am besten mit jemandem aus der Vorstandschaft in Kontakt. Wir haben aber auch einige offene Treffen, zu denen jeder Interessent herzlich willkommen ist. An diesen Abenden besprechen wir u.a. kommende Aktionen oder planen gemeinsame Reisen.

Alois Weiler: Wenn ich das hier noch mit anfügen darf: ich träume schon seit langem von einem gemeinsamen Partnerschaftsverein mit dem Deutsch-Französischen Gesellschaftskreis. Ich könnte mir das ähnlich wie in der SG Kißlegg vorstellen: ein Partnerschaftsverein, zwei Abteilungen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns gemeinsam für die Sache stark machen würden und uns nicht wie zwei Konkurrenten gegenüberstehen. Es geht schließlich um das Miteinander. Was mich auch freuen würde wäre, wenn die Bürgerinnen und Bürger mehr über unsere Arbeit erführen. Aber das ist vielleicht auch nun schon in Form dieses Artikels geschehen.

Ulrich Flechner: Eine tolle Gelegenheit uns kennenlernen, gibt es auch auf dem jährlichen Weihnachtsmarkt. Bei uns gibt es vermutlich den besten Glühwein des gesamten Marktes. Unser Glühweinsud ist selbstgemacht und dank jahrelanger Tüftelei nahezu perfekt. Wir würden uns freuen, den einen oder anderen Interessenten bei uns am Stand bzw. im Verein begrüßen zu dürfen!

Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Kißlegg zählt aktuell 125 Mitglieder. Alle zwei Jahre organisiert der Verein u.a. einen Schüleraustausch mit der Realschule Kißlegg sowie ein Familienfest im Schlosspark. Interessierte können sich per Email bei Alois Weiler unter dig.kisslegg@googlemail.com melden.

 

„Mein Kißlegg“ ist eine lose Folge von Interviews mit Personen aus dem Vereinsleben Kißleggs. Sind auch Sie in einem der zahlreichen Kißlegger Vereine aktiv und möchten uns Ihren persönlichen Lieblingsplatz zeigen? Dann schreiben Sie uns unter sabine.weisel@kisslegg.de mit dem Betreff „Mein Kißlegg“.

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