Hommage an den Raum: Interview mit dem Maler Rupert Eder

Fotos: Robert Pupeter

Rupert Eder ist ein Maler im traditionellen Sinn. Fasziniert von den Möglichkeiten und Bedingungen der Malerei, verleiht er den verwendeten Materialien – Leinwand, Leinen, Aquarellpapier und einer Vielzahl an Farbpigmenten – Wert und Bedeutung. Stillstand gibt es in seinem Schaffen genauso wenig wie in seinen Arbeiten selbst. Denn Lebendigkeit, Dynamik und seine Freude an Farben, machen das Betrachten der Bilder zu einem sinnlichen Ereignis. Im Sommer 2017 wird Rupert Eder mit seiner Ausstellung „Hommage an den Raum“ zu Gast im Neuen Schloss Kißlegg sein. Wir haben uns mit ihm zum Telefoninterview verabredet, um bereits ein Gespür für ihn und seine Kunst zu entwickeln.

Herr Eder, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch nehmen. Wir sind neugierig: was verbirgt sich hinter Ihrem Ausstellungstitel „Hommage an den Raum“?

Rupert Eder: In der Ausstellung werde ich mich vordergründig mit dem Thema „Raum“ auseinandersetzen. Wie empfinde ich den Raum, was macht ein Bild mit einem Raum, welche Wirkung haben Farben und Bildgrößen auf den Raum – diesen Fragen möchte ich in Kißlegg nachgehen. Ich freue mich schon sehr auf die Ausstellung. Die barocken Räume des Schlosses sind fantastisch. Ich habe hier wahnsinnig viel Platz, ein tolles Tages- und Jahreszeitenlicht und die Besucher werden so den vollen Umfang der Farbveränderungen meiner Bilder miterleben können. Und es ist mir natürlich eine große Ehre, dass meine Bilder in Dialog mit den Skulpturen Rudolph Wachters treten werden. Auch bei ihm war das „Raum schaffen“ ein Thema.

Haben Sie einen persönlichen Bezug zu Rudolph Wachter?

Rupert Eder: Ja, vor 15 Jahren lernte ich Wachter im Rahmen einer Laudatio in München kennen. Wir kamen ins Gespräch, besuchten uns später gegenseitig in unseren Ateliers. Über die Zeit hat sich daraus eine Freundschaft entwickelt. Auch heute noch, Jahre nach seinem Tod, habe ich guten Kontakt zu seiner Witwe Ulla Wachter. Sie war es letztendlich auch, die den Kontakt zur Gemeinde herstellte. Wachters Skulpturen und Werke schätze ich vor allem auf Grund ihrer grundlegenden Einfachheit und Sensibilität.

Fotos: Robert Pupeter

Fotos: Robert Pupeter

Wie sind Sie persönlich zur Kunst gekommen?

Rupert Eder: Ich habe von klein auf gezeichnet und gemalt und habe mir damit immer eine Art Freiraum geschaffen. Ich bin in einem oberbayerischen Dorf aufgewachsen und suchte eine Möglichkeit, aus der Enge des Ortes auszubrechen. Letztendlich bin ich dann über die Fotografie zur Kunst gekommen.

Also nicht die klassische Laufbahn über Kunstakademie oder Kunststudium?

Rupert Eder: Nein, ganz und gar nicht. In meinen jungen Jahren war ich sportlich recht ambitioniert und betrieb Langstreckenlauf auf Leistungssportniveau. Mit Anfang zwanzig beendete ich diese Karriere und schrieb mich an der Uni für den Magisterstudiengang Philosophie ein. Nach meinem Abschluss machte ich mich auf die Suche nach einer Kunstakademie, aber keiner der Kurse bzw. Dozenten konnten mich damals überzeugen. Ich wurde dann zunächst Studioassistent des walisischen Malers Jon Groom. In diesen vier Jahren bin ich viel gereist, habe ihm zugearbeitet, seine Ausstellungen organisiert. Nebenbei habe ich meinen Stil weiterentwickelt – wir hatten so eine Art Schüler-Meister-Verhältnis. Das war, rückblickend, das Beste, was mir damals passieren konnte. Ich habe in den Jahren wahnsinnig viel dazugelernt und wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Und dann kam der große Durchbruch?

Rupert Eder: (lacht) Nein, ganz und gar nicht. In den ersten Jahren war es für mich richtig schwer, in der Kunstwelt Fuß zu fassen. Wenn Sie nicht an einer Akademie studiert haben, ist es schwierig, ein Kunststipendium zu erhalten. Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, nahm ich so ziemlich jeden Job an. Nachts stand ich dann im Atelier und habe gemalt. Das war hart, richtig hart. Ich musste mich anfangs wirklich durchbeißen. Als Künstler musst du wissen, was du willst, und dass du es willst. Dieser starke Wille hat mich auch in manch schwieriger Zeit motiviert weiterzumachen. Dazu hatte ich das große Glück, dass ich nebenher immer wieder eines meiner Werke verkaufen konnte.

Fotos: Robert Pupeter

Fotos: Robert Pupeter

Seit 2002 leben und arbeiten Sie nun am Ammersee.

Rupert Eder: Richtig. Hier in Dießen habe ich mit meiner Frau Monika Gaertner ein Architekturbüro gegründet. Parallel dazu habe ich mir mein eigenes Atelier aufgebaut. Mit der Zeit kamen dann die ersten Kontakte mit Galerien zustande. Auch das stellt man sich immer einfacher vor, als es tatsächlich ist: man kann sich als Künstler nicht einfach bewerben oder mit einer Mappe unter dem Arm vorbeispazieren. Nein, die Galeristen möchten dich als Künstler entdecken. Das ist teilweise schon ein absurdes Geschäft.

Worauf dürfen sich die Besucher im kommenden Sommer bei Ihrer Ausstellung „Hommage an den Raum“ freuen?

Rupert Eder: Es gibt noch keinen Begriff für die Richtung, die ich und einige Kollegen mit unserer Kunst vertreten. Meine Bilder der abstrakten Kunst zuzuordnen wäre mir zu schwammig. Auch die Beschreibung als nicht-figurative Kunst trifft es nicht ganz genau, denn meine Werke lassen sich ja durchaus aus meinen Naturbeobachtungen ableiten. Der Besucher sieht letztendlich Liniengeflechte, Farbfelder, und Farbbalken auf der Leinwand, die scheinbar nebeneinander gesetzt wurden oder sich gegenseitig überlagern.

Die Farben spielen bei meinen Werken eine übergeordnete Rolle. Ich mische jede meiner Farben selbst. Dabei kann eine Farbe schon einmal aus bis zu 15 unterschiedlichen Pigmenten bestehen. Metalle, Stein, Lapislazuli – jedes einzelne Pigment reagiert individuell auf das einfallende Licht bzw. den Raum. Natürlich haben wir noch ein wenig Zeit bis zur Ausstellung in Kißlegg, aber mit Sicherheit werde ich Werke aus meiner Serie „Silent Watcher“ und einige Raumpräparat-Arbeiten ausstellen. Eventuell werde ich, dank der vorhandenen Wandflächen, auch einige großformatige Bilder zeigen.

Fotos: Robert Pupeter

Fotos: Robert Pupeter

Von welcher Größe sprechen wir?

Rupert Eder: Mein größtes Werk ist aktuell 2,30 Meter auf 1,80 Meter groß. Ich male liegend, das heißt, eigentlich schwebe ich über meinen Bildern. Ich habe mir eine Konstruktion gebaut, mit der ich liegend über das gesamte Bild rollen kann. Meine Kunst funktioniert nur, wenn ich schnell bin. Daher gleicht das Malen eines Bildes in großformatigen Größen einem Marathonlauf. Sobald ich die Farben anrühre, beginnt die Uhr gegen mich zu laufen. Denn je mehr Zeit verstreicht, desto mehr verändert sich die Struktur der Farbe: sie beginnt zu trocknen, verändert sich. Mein Ziel beim Malen ist es daher, die Farben möglichst in einem Zug auf die Leinwand zu bringen. So bin ich teilweise bis zu acht Stunden am Stück mit einem Bild beschäftigt.

Meine abschließende Frage: wie kommen Sie zu Ihren Ideen, wo holen Sie sich die Inspiration?

Rupert Eder: Ich höre viel Musik und bin häufig unterwegs auf Reisen. Vor ein paar Wochen war ich beispielsweise zu einem zweiwöchigen Arbeitsaufenthalt in Südengland eingeladen. Das Museum „The Exchange“ in Penzance stellte für vier Wochen Künstlern aus Europa und den USA Räume zum Arbeiten und Ausstellen zur Verfügung. In diesen zwei Wochen konnte ich nicht nur mit meiner Frau die traumhaften Küstenpfade und keltischen Kultstätten erwandern, sondern es entstanden auch über 70 neue Arbeiten, sowohl kleinformatige Ölbilder als auch Aquarelle. Eventuell wird das eine oder andere Bild dann auch kommenden Sommer in Kißlegg zu sehen sein.

Herr Eder, vielen Dank für das Gespräch und wir freuen uns, Sie bald in Kißlegg begrüßen zu dürfen!

 

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